Sonntag, 29. Mai 2011

Anders wandern II – auf dem Pilgerweg


Warum wandert man auf einem Pilgerweg? Was fasziniert so viele Leute am Jakobsweg? Ist es auf einem solchen Weg anders zu wandern als sonst wo? Mit diesen Fragen, welche mich schon lange beschäftigen, ging ich auf das „Experiment Pilgerweg“. Ich wählte die Strecke Schwarzenburg-Freiburg auf dem Jakobsweg, der nach Santiago de Compostela in Spanien führt.

Was ist überhaupt ein Pilgerweg? Ein Pilgerweg ist die Reisestrecke, die Pilger auf einer Wallfahrt zurücklegen, um an das Ziel – meist ein heiliger Ort – zu gelangen. Alle großen Religionen der Welt kennen Pilgerwege und Pilgerorte. Diese Orte können Ortschaften sein, wie Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela, Lourdes, Einsiedeln, aber auch bestimmte Punkte einer Landschaft wie ein Berg, eine Quelle, ein Brunnen, eine Höhle oder ein Heiligtum. Auf dem Weg gibt es Stationen des Innehaltens, an denen Gebete gesprochen oder Gottesdienste gefeiert werden können. (Quelle: Wikipedia)

Diese Definition hatte ich im Kopf, als ich in Schwarzenburg loszog, um nach Freiburg zu laufen, gut 20km Wegstrecke. Da für mich Pilgern mit Beten, mit zu sich finden, mit Stärkung im Glauben verbunden ist, nahm ich auch noch eine Gebetskarte meiner Christlichen Gemeinde mit, die den Titel hat „Christus im Zentrum“. Sie half mir, an verschiedene Gebetsanliegen zu denken, nicht nur an das, was mich gerade persönlich beschäftigt.

Gleich nach dem Start in Schwarzenburg folgt ein landschaftlicher Höhepunkt: Der Sensegraben und der alte Römerweg. Nach dem ich den Graben (Schlucht) durchstiegen habe, ging es steil nach Heitenried hoch. Ich überholte die ersten Pilger, zuerst ein französisch sprechendes Paar, dann drei laut tratschende Frauen. „Ob sie auch „pilgerten“? war mein etwas zynischer Gedanke…

Nach St. Antoni, wo eine weitere, stattliche Kirche steht, wie in allen Dörfern am Weg, ging es wieder auf einem Römerweg hinunter zum Seeligraben und weiter dem Tafersbach entlang nach Tafers. Die Wege sind bis auf einige Meter auf Gehsteigen kurz vor Dörfern sehr schön zu gehen, oftmals über Wiesenwege und durch Wälder. Und wenn man wie ich Hunden, insbesondere Hofhunden, etwas skeptisch gegenüber steht: auf dieser Strecke hörte ich kein einziges Hundegebell!

Bei Uebewil fand ich dann endlich eine Bank am Schatten um meine Mittagspause zu geniessen. Da hatte sich auch schon der Wanderer, den ich schon ein Weilchen vor mir laufend sah, niedergelassen. Er hatte nichts dagegen, dass ich mich auch auf der Bank niederliess. Wir kamen auch sofort ins Gespräch.

Ich entdeckte eine Jakobsmuschel auf seinem Rucksack. „Ein „richtiger“ Pilger“, ging es mir durch den Kopf, denn die Muschel am Rucksack ist das Symbol der Jakobswegpilgerer. Eine Woche war er unterwegs und heute sein letzter Tag für diesen Abschnitt. Er sei schon von der französisch-spanischen Grenze bis nach Santiago gelaufen….

…Da bin ich mit meinen vielen Fragen über Pilgerer unterwegs und darf auch gleich einen treffen. Zufall? Nein - Gottes Plan! Ich wanderte mit M zusammen weiter bis zur Kathedrale in Freiburg. Ich erzählte ihm von meinem Experiment und meinen Fragen. Er sagte mir, dass es für ihn und für die Pilger wichtig sei, aus dem Alltagstrott zu kommen, in sich zu gehen, aber auch die Gemeinschaft mit anderen Pilgern in den Herbergen zu pflegen. Ich denke, dass gerade letzteres ein wichtiger Aspekt ist. Aber auch einen, der wohl nicht alle Pilgerer beherzigen, so auch z.B. Kerkeling nicht, der ein Bestseller über seine Pilgerwanderung geschrieben hat („Ich bin dann mal weg…“). M erzählte mir auch von einem jüdischen Pilger, den er am Tag zuvor kennengelernt hatte. Ein Jude auf einem christlichen Pfad – mir kam ein Gebetspunkt meiner Karte in den Sinn…

In Freiburg war mein Pilgerweg-Experiment zu Ende. Zufrieden über die Antworten, die ich bekommen habe, schlenderte ich zum Bahnhof und gönnte mir ein hausgemachtes Eis. Auf der Webseite pilger-weg.de bin ich auf Aussagen gestossen, die genau das aussagen, was ich heute den ganzen Tag schon so vor mich hin dachte und vermutete: Wenn auch Pilgerweg und Wallfahrtsort seit Alters her Plätze mit religiöser Bedeutung sind und es im Mittelalter fast ausschließlich religiöse Motive waren, die den Pilger auf den Weg brachte, ist heute nur noch jeder zweite aus rein religiöser Überzeugung unterwegs.

Es scheint eine uralte Sehnsucht der Menschen zu sein: aufzubrechen aus dem Alltagstrott, Bekanntes hinter sich zu lassen, neue Wege zu suchen, um über Umwege doch ans Ziel zu gelangen.
Von dieser Sehnsucht getrieben und getragen brechen viele Menschen auf und begeben sich auf eine Pilgerreise. Sie machen sich auf den Weg… Als Motivation dienen die Lust am Abenteuer und als Antrieb das „Sich sortieren“, das Schaffen von geistigem Raum. Pilgern, also spirituelles Wandern, macht den Kopf frei, man kann vom Alltag abschalten, das stärkt und gibt Kraft.


Und für mich persönlich endet das Experiment mit folgender Konklusion: Da ich auf allen meinen Wanderungen abschalten kann, den Kopf frei bekomme, das Gebet pflegen kann und dabei Kraft und Stärkung finde, bin ich eine Pilgerin, auch wenn ich nicht nach Rom, Santiago oder Einsiedeln unterwegs bin, sondern stets zu meinem Herrn (Jesus Christus).

Anders wandern I – auf dem Wasser


Meistens bin ich auf meinen Wanderungen zu Fuss unterwegs. Aber da gibt es noch mein Faltboot, das ich ab und zu für eine Wanderung auf dem Wasser gebrauche. So ein Faltboot ist sehr praktisch wenn man von A nach B möchte. Am Punkt A einfach „entfalten“ und am Punkt B wieder „zusammenfalten“, in den dazugehörenden Rucksack verstauen und sich mit den öffentlichen Verkehrsmittel wieder nach Hause chauffieren lassen. Und so eine Ausrüstung muss auch gar nicht viel wiegen. Mein Boot, Typ Seakayak, 4.5 m lang, etwa 20kg, inkl. Schwimmweste und andere Sicherheitsausrüstung, Paddel und Picknick

Die gestrige Flusswanderung führte von Büren an der Aare nach Solothurn. Die Aare ist zwar ein Fluss, aber auf diesem Abschnitt gibt es kein gemütliches Sich-Treiben-Lassen, stattdessen heisst es 17.2 km paddeln! Von den teilweise dramatisch niedrigen Wasserständen die sonst überall in der Schweiz herrschen sieht man auf der Aare fast nichts, da dieser Streckenabschnitt stark reguliert ist (Staustufen in Port und Flumenthal).

Das Wasser der Aare ist sehr klar, an einigen Orten sieht man bis auf den Grund. Das Ufer ist fast überall mit Steinen befestigt, nur gerade dort wo Naturschutzzonen eingerichtet sind, kann man das natürliche Flussufer bestaunen. Dort ist aber anlegen verboten, um die Tier- und Pflanzenwelt zu schonen. Biberspuren, zahlreiche Enten- und Schwanennester sowie die Storchennester bei Arch und Altreu durfte ich auf meiner Fahrt beobachten. Wüsste ich etwas mehr über Vögel, hätte ich bestimmt noch mehr zu berichten!

Viele Boote habe ich nicht gesehen. Überhaupt: es war sehr ruhig auf dem Fluss. Und da auf vielen Abschnitten die Geschwindigkeit auf 15km/h begrenzt ist, fühlte ich mich richtig sicher und konnte die Landschaft, den Fluss und die Aussicht richtig in mich aufsaugen. Wenn ich auf den grossen Seen unterwegs bin, habe ich stets etwas Angst davor, von den schnellen Booten nicht rechtzeitig gesehen zu werden. Auf der Aare verkehren auf diesem Abschnitt auch Kursschiffe, aber diese hört man rechtzeitig und es ist genügend Platz um auszuweichen. Da wird es auf dem Broye-oder Zihl-Kanal oftmals bedeutend enger…

In Solothurn genoss ich die letzten Meter durch die Stadt paddelnd, unter den Brücken hindurch und wohl von einigen Gästen in den zahlreichen Gaststätten am Ufer beobachtet. Glücklicherweise landete ich gekonnt und sicher bei einer schmalen Treppe und hievte mein Boot an Land, wo es nach einer kurzen Trocknungszeit wieder in den Packsack wanderte. Mit Bus und Zug ging es nach Hause.



Montag, 2. Mai 2011

Neues von den Bündner Freunden

Wieder mal ein Lebenszeichen von meinen Steinbock-Freunden:




So güat! (...gar nid gwüsst, dass die au könnend kifle...)